
Millionenfinanzierung für Amsilk
Millionenfinanzierung in der Industriellen Biotechnologie: Der Entwickler und Hersteller von Materialien aus Spinnenseidenprotein, Amsilk aus München, erhält in einer Finanzierungsrunde 52 Mio. Euro, um die Produktion noch stärker hochzufahren, da sich eine wachsende globale Nachfrage für das nachhaltige Material eingestellt habe.
Die AMSilk GmbH aus Neuried bei München hat sich auf seidenproteinbasierte Hightech-Biomaterialien spezialisiert. Nun konnte sie eine Finanzierung in Höhe von 52 Mio. Euro, angeführt vom bestehenden Investor ATHOS (AT Newtec), mit signifikanter Beteiligung von MIG Capital und Novo Holdings abschließen. Die Finanzierung kombiniert 30 Mio. Euro Eigenkapital mit 22 Mio. Euro in Wandelanleihen und unterstreiche das Vertrauen der Investoren in Technologie und Marktpotential von AMSilk, so das Unternehmen.
Die Mittel fließen in die kommerzielle Expansion und den nächsten industriellen Skalierungsschritt, um die „wachsende globale Nachfrage zu bedienen“, wie wiederum das Unternehmen diese Bekanntgabe kommentiert. Mehrjährige Produktionsverträge sicherten die Grundlage zur Auslastung für die industrielle Fertigung. Produktionsanlagen, speziell für AMSilks proprietäre seidenproteinbasierte Biotech-Materialien konfiguriert, wurden bei Schlüsselpartnern installiert und ermöglichen die Fertigung im industriellen Maßstab mit gleichbleibender Qualität.
Die seidenbasierte Proteintechnologie von AMSilk erzeugt neuartige, nachhaltige Biomaterialien, indem Mikroorganismen zur Produktion von Seidenproteinen programmiert werden. Diese sind sehr vielseitig verwend- und einsetzbar und lassen sich zu Pulvern, Hydrogelen, Fasern und Beschichtungen verarbeiten. Die zu 100% proteinbasierten, biologisch abbaubaren und mikroplastikfreien Materialien finden Anwendung in Textilien für Mode- und Automobilindustrie sowie als funktionale Inhaltsstoffe in der Körperpflege. Weitere Einsatzmöglichkeiten in zahlreichen Branchen sind in Vorbereitung.
Produktion im Tonnenmaßstab
Seit der Erweiterung der Serie-C-Finanzierung 2023 hat AMSilk seine Marktpräsenz über strategische Partnerschaften mit führenden Marken der Mode-, Automobil- und Consumer-Care-Branche gestärkt. Eine zentrale Rolle spielen Kooperationen mit Industriepartnern wie Evonik und Ajinomoto, die AMSilks Proteine im großen Maßstab produzieren und damit die Basis für die vollständige Industrialisierung und weltweite Markterschließung schaffen.
Ralph Fraundorfer, CFO von AMSilk, erklärte: „Mit dem Übergang zur industriellen Produktion liegt unser Fokus auf robusten Prozessen und belastbaren Lieferketten – als klarer Beweis unserer Fähigkeit, industrielle Zusagen einzuhalten und unsere Biomaterialien global zu skalieren.“ Und Daniel Kolb, Investment Manager ATHOS KG, ergänzte: „Der Übergang von AMSilk zur Großproduktion ist ein starkes kommerzielles Signal. Die Fähigkeit, biotechnologisch erzeugte Materialien in Multi-Tonnen-Mengen herzustellen, belegt die industrielle Reife und Marktbereitschaft. Wir investieren in Firmen, die tiefgreifende technologische Innovation mit klarem kommerziellen Potential verbinden – AMSilk ist ein Paradebeispiel dafür.“
|transkript.de fragte bei CEO Ulrich Scherbel nach, wie weit diese hochskalierte industrielle Produktion nun schon gediehen ist.
|transkript.de: Über welche Produktionsmengen sprechen wir aktuell und in Zukunft, falls sich die „wachsende globale Nachfrage“ tatsächlich materialisiert? Geht es dabei auch um eine Größenordnung im Tonnenbereich?
Ulrich Scherbel: Wir haben Produktionskapazitäten im soliden zweistelligen Tonnenbereich etabliert und werden diese ab Oktober voll nutzen. Mit Blick auf 2027 planen wir Produktionskapazitäten im dreistelligen Tonnenbereich, was einen entscheidenden Wendepunkt in Richtung Profitabilität für das Unternehmen darstellen wird. Zum jetzigen Zeitpunkt möchten wir keine weiteren Produktionsdetails offenlegen.
|transkript.de: Wo befinden sich diese Produktionsanlagen und werden sie vollständig von Amsilk betrieben oder gibt es ein Lizenzmodell, das Partnern die Umsetzung in ihren eigenen industriellen Biotech-Anlagen ermöglicht?
Scherbel: Unsere Produktion erfolgt an Weltklasse-Standorten von Partnern in ganz Europa – insbesondere in Mittel- und Osteuropa, auf Basis eines Contract-Manufacturing-Modells (kein Lizenzmodell), das Skaleneffekte nutzt. Unsere Fermentationspartner sind als Preferred Partners benannt; diesen Ansatz haben wir mit Evonik und Ajinomoto kommuniziert.
|transkript: Welchen Anteil am beschleunigten Produktions-Scale-up hat die Partnerschaft mit dem dänischen Unternehmen 21st.Bio und in welchem Maß wird der nächste Skalierungsschritt von 21st.Bio abhängig sein?
Scherbel: Durch die Bereitstellung eines Next-Generation-Produktionsstamms mittels Präzisionsfermentation hat 21st.Bio die Stückkosten verbessert und unser Scale-up beschleunigt. Dies ist eine zweiseitige, exklusive Zusammenarbeit, die uns Zugang zu hocheffizienten, von Novonesis entwickelten Stämmen mit starker industrieller Großserien-Bilanz verschafft. Mit diesen Stämmen haben wir bereits erste Produkte für Consumer Care Solutions auf den Markt gebracht.